Skyguide - Ausgewählte Objekte für jede Jahreszeit
Der Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit ausgewählte Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, Teleskopöffnung und Erfahrung.
Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform angegeben. Ergänzt werde diese durch Fotos oder Zeichnungen. Desweiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden. Im Allgemeinen empfehle ich aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.
Skyguide 2024-1 (Frühling)
Unsere Frühlingstour verläuft in dem sehr auffälligen Sternbild Bärenhüter (lat. Bootes) nahe der Grenze zur Nördlichen Krone und Herkules. Der Hauptstern Arktur ist mit mv = -0m.05 der hellste Stern des Nordhimmels und dritthellste Stern des gesamten Himmels. Trotz der Größe des Sternbildes bietet der Bärenhüter vergleichsweise wenige helle Deepsky-Objekte, dafür aber etliche schöne Doppelsterne.
Den Anfang macht der optische „Doppelstern“ Nu1 und Nu2 Bootis. Bis zum Jahr 1930 waren beide Sterne zusätzlich unter der Bezeichnung Psi1 bzw. Psi2 Herculis durch Johann Bayer aufgeführt, da es bis zu diesem Zeitpunkt noch keine klare Definition der Sternbildgrenzen gab. Diese wurden erst durch die IAU (International Astronomical Union) festgelegt und sind noch heute gültig. Beide Sterne sind mit 5m.0 gleich hell. Der Winkelabstand beträgt gut 10 Bogenminuten. Damit lassen sich beide Sterne auch im städtischen Umfeld mit freiem Auge beobachten und trennen. Im Fernglas ist besonders der Farbkontrast sehenswert: Nu1 Bootis strahlt gelblich, Nu2 Bootis eher weiß-bläulich.
Ausgehend von Nu Bootis in südöstliche Richtung kommen wir schnell zu unserem nächsten Ziel. Der Mehrfachstern STT 298 besteht aus den 5 Komponenten A bis E, wobei visuell die Komponenten A (7m.2) , B (8m.4) und C (7m.8) besonders lohnend sind. Das Paar AB-C mit 2 Bogenminuten Winkelabstand ist ein schönes Objekt für das Fernglas. Für das enge Paar AB braucht es dagegen ein Teleskop. Der Winkelabstand liegt derzeit bei etwa 1,1 Bogensekunden und wird sich im Laufe der nächsten 10 Jahre auf 0,8 Bogensekunden verringern. Aktuell sollte ein Teleskop mit 100 mm Öffnung bei ruhiger Luft reichen, um STT 298 zumindest als Doppelstern zu erkennen. Die Periode des Paares AB beträgt etwas mehr als 55 Jahre. Die Bewegung dieses Sternsystems kann also mit etwas Geduld gut nachvollzogen werden.
Um die Komponenten von STT 298 finden sich noch vier Galaxien. NGC 5966 (mv = 12m.3) ist die hellste Galaxie und sollte mit 150 mm Teleskopöffnung noch gut beobachtbar sein. Es handelt sich um eine elliptische Galaxie mit einem aktiven Galaxienkern. Ein aktiver Kern emittiert enorm große Mengen an Strahlung. Als Ursache geht man von einem supermassereichen Schwarzen Loch aus, welches verhältnismäßig klein ist. Besitzer größerer Teleskope erreichen zudem auch die Balkenspiralgalaxie IC 4563 (mv = 14m.3), die linsenförmige Galaxie IC 4560 (mv = 15m.7) sowie die Galaxie westlich von NGC 5966.
Zurück zu Nu Bootis gehen wir nun genau in die andere Richtung bei etwa gleicher Entfernung und gelangen zu Arp 90 bestehend aus der Spiralgalaxie NGC 5929 (mv = 13m.3) mit aktivem Kern und der Balkenspiralgalaxie NGC 5930 (mv = 12m.2). Beide Galaxien sind wechselwirkend. Dies lässt sich gut auf Fotografien und auch visuell nachvollziehen. In einem 8-Zoll-Dobson unter dunklem Himmel erscheint das Paar eher als eine ovale Aufhellung. Die Vergrößerung sollte nicht zu niedrig gewählt werden. Ab welcher Teleskopöffnung gelingt die visuelle Trennung der Galaxien? Nordöstlich von Arp 90 befindet sich noch die Galaxie UGC 9857, welche mit einer Blauhelligkeit von mb = 16m.0 und geringer Flächenhelligkeit eine Herausforderung für große Teleskope ist. Dunkler Himmel ist hier natürlich vorausgesetzt. Uwe Glahn konnte diese Galaxien sehr schön in einer Zeichnung festhalten.