Skyguide - Ausgewählte Objekte für jede Jahreszeit

Der Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit ausgewählte Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, Teleskopöffnung und Erfahrung.

Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform angegeben. Ergänzt werde diese durch Fotos oder Zeichnungen. Desweiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden. Im Allgemeinen empfehle ich aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.

I - Frühling II - Sommer III - Herbst IV - Winter
2014 - skyguide-de-2014-2.pdf skyguide-de-2014-3.pdf skyguide-de-2014-4.pdf
2015 skyguide-de-2015-1.pdf skyguide-de-2015-2.pdf skyguide-de-2015-3.pdf skyguide-de-2015-4.pdf
2016 skyguide-de-2016-1.pdf skyguide-de-2016-2.pdf skyguide-de-2016-3.pdf skyguide-de-2016-4.pdf
2017 skyguide-de-2017-1.pdf skyguide-de-2017-2.pdf skyguide-de-2017-3.pdf skyguide-de-2017-4.pdf
2018 skyguide-de-2018-1.pdf skyguide-de-2018-2.pdf skyguide-de-2018-3.pdf skyguide-de-2018-4.pdf
2019 skyguide-de-2019-1.pdf skyguide-de-2019-2.pdf skyguide-de-2019-3.pdf skyguide-de-2019-4.pdf
2020 skyguide-de-2020-1.pdf skyguide-de-2020-2.pdf skyguide-de-2020-3.pdf skyguide-de-2020-4.pdf
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2024 in Arbeit...

Skyguide 2022-2 (Sommer)

von Robert Zebahl & René Merting
Skyguide 2022-2 - Chart
Karte erstellt mit Cartes du Ciel

Wir bewegen uns dieses Mal im Sternbild Pfeil (Sagitta), dem drittkleinsten Sternbild am Sternenhimmel. Trotz der geringen Größe ist es ein durchaus auffälliges Sternbild. Die Helligkeiten der 4 Sterne, welches das Sternbild prägen, liegen zwischen 3m.5 und 4m.4. Das Sternbild ist bereits seit der Antike bekannt. Eine Geschichte erzählt von Prometheus, welcher entgegen dem Willen des Göttervaters Zeus den Menschen das Feuer überbrachte. Zur Strafe wurde Prometheus an einen Felsen gekettet. Täglich fraß ein Adler von seiner Leber, welche sich immer wieder erneuerte. Erst durch den Helden Herkules, auch Herakles genannt, wurde Prometheus von seinen Qualen befreit, als er den Adler mit einem Pfeil tötete.

Das wohl bekannteste Objekt dürfte der Kugelsternhaufen Messier 71 sein, welcher zwischen den Sternen Delta und Gamma Sagittae liegt. Im Vergleich zu anderen Kugelsternhaufen erscheint Messier 71 wenig kondensiert und ähnelt mehr einem sternreichen offenen Sternhaufen. Unter Vorstadtbedingungen genügt ein kleines Fernglas. Der Kugelsternhaufen zeigt sich als matter Nebelfleck. Ab etwa 150mm Teleskopöffnung werden einzelne Sterne im Sternhaufen sichtbar. Hat man bereits ein Fernglas zur Hand, lohnt ein Schwenk zum Doppelstern Web 12. Die beiden Komponenten sind mit 8m.4 nicht sonderlich hell, aber der Winkelabstand von derzeit 40,1" garantiert eine Trennung. Messungen zufolge handelt es sich wahrscheinlich um ein physikalisches Paar.

Kleiner und vor allem deutlich schwächer ist der offene Sternhaufen Harvard 20 (Collinder 408) südlich von Messier 71. Die schwachen Mitglieder des Sternhaufens sind locker verteilt. Unter dunklem Himmel kann in einem mittelgroßen Fernglas ein zarter Nebelfleck erkannt werden. Kleinere Teleskope zeigen eine leicht längliche Form mit Ost-West-Ausrichtung. Insgesamt wirkt der Sternhaufen wie eine zufällige Sternverdichtung.

Ein weiterer offener Sternhaufen ist Roslund 3. Viele bekannte Sternhaufen wurden durch Beobachtungen entdeckt, weil diese auch visuell auffällig genug waren. Im Zuge von fotografischen Himmelsdurchmusterungen und Messungen wurden noch weitere Sternhaufen entdeckt. So verhält es sich auch mit Roslund 3. Visuell fällt dieser nur mäßig auf. Je nach Teleskopöffnung und Vergrößerung werden ein knappes Dutzend Sterne sichtbar, welche locker verteilt sind. Interessant ist der Sternhaufen im Zusammenspiel mit seiner Umgebung, was ihm den Namen „Snail Cluster” (dt. Schneckenhaufen) eingebracht hat. Westlich am Sternhaufen vorbei läuft eine Sternkette von Süd nach Nord, die Schnecke. Am Nordende der Sternkette befinden sich die Fühler der Schnecke. Der Sternhaufen selbst bildet das Schneckenhaus.


Skyguide 2022-2 - Sh2-805
Sh2-80 – Quelle: Pan-STARRS

Der Pfeil bietet aber auch durchaus lohnende Nebel. Neben den planetarischen Nebeln NGC 6879 und NGC 6886 finden wir nahe der Grenze zum Delphin IC 4997 (Henize 2-464). Alle drei planetarische Nebel sind sehr kompakt. Zur Identifizierung der Nebel sind Nebelfilter bzw. hohe Vergrößerungen hilfreich. IC 4997 ist ein bipolarer Nebel mit einer Winkelausdehnung von ca. 2". Auf hochauflösenden Aufnahmen ist die bipolare Struktur gut zu erkennen: Nordöstlich und südwestlich des 13m.9 hellen Zentralsterns zeigen sich zwei Nebelblasen. Bei hinreichend hoher Vergrößerung wirkt der Nebel wie ein verwaschener Stern. Um auch die Nebelblasen visuell zu erfassen, benötigt es allerdings sehr große Teleskope und ruhige Luft. Südwestlich von IC 4997 befindet sich ein Stern mit einer Helligkeit von 10m.0, welcher bei der Beobachtung hilfreich ist.

Zum Abschluss möchten wir noch auf den Nebel Sh2-80 (Merril‘s Star Nebula) hinweisen, der im westlichen Teil des Sternbilds liegt. Im Inneren des Nebels befindet sich der 11m.5 helle Zentralstern, ein Wolf-Rayet-Stern. Es handelt sich dabei um sehr massereiche Sterne in einem späten Entwicklungsstadium, welche ihre äußere Gashülle abgestoßen haben. In einigen Fällen lässt sich der Rest der Gashülle als Nebel beobachten. Vor allem Nebelfilter sind bei der Beobachtung oft sehr hilfreich. Dunkler Himmel und Geduld sind Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Beobachtung. Eine Empfehlung bezüglich der Teleskopöffnung möchten wir nicht geben, da es hier sehr unterschiedliche Erfahrungen laut diverser Berichte gibt.