Skyguide - Ausgewählte Objekte für jede Jahreszeit

Der Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit ausgewählte Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, Teleskopöffnung und Erfahrung.

Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform angegeben. Ergänzt werde diese durch Fotos oder Zeichnungen. Desweiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden. Im Allgemeinen empfehle ich aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.

I - Frühling II - Sommer III - Herbst IV - Winter
2014 - skyguide-de-2014-2.pdf skyguide-de-2014-3.pdf skyguide-de-2014-4.pdf
2015 skyguide-de-2015-1.pdf skyguide-de-2015-2.pdf skyguide-de-2015-3.pdf skyguide-de-2015-4.pdf
2016 skyguide-de-2016-1.pdf skyguide-de-2016-2.pdf skyguide-de-2016-3.pdf skyguide-de-2016-4.pdf
2017 skyguide-de-2017-1.pdf skyguide-de-2017-2.pdf skyguide-de-2017-3.pdf skyguide-de-2017-4.pdf
2018 skyguide-de-2018-1.pdf skyguide-de-2018-2.pdf skyguide-de-2018-3.pdf skyguide-de-2018-4.pdf
2019 skyguide-de-2019-1.pdf skyguide-de-2019-2.pdf skyguide-de-2019-3.pdf skyguide-de-2019-4.pdf
2020 skyguide-de-2020-1.pdf skyguide-de-2020-2.pdf skyguide-de-2020-3.pdf skyguide-de-2020-4.pdf
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2024 in Arbeit...

Skyguide 2023-1 (Frühling)

von Robert Zebahl & René Merting
Skyguide 2023-1 - Chart
Karte erstellt mit Cartes du Ciel

Beobachter ohne automatische Nachführung des Teleskops können sich dieses Mal freuen, da wir uns nahe des nördlichen Himmelspols bewegen. Diese Region wirkt für einige sicher weniger attraktiv, bietet aber dennoch ein paar interessante Objekte, welche das ganze Jahr über beobachtet werden können. Fangen wir bei dem offensichtlichsten Objekt an: Alpha Ursae Minoris (Polarstern oder Polaris). Mit einer Helligkeit von knapp 2m.0 und einem derzeitigen Abstand zum nördlichen Himmelspol von weniger als 40 Bogenminuten eignet er sich hervorragend zur groben Ausrichtung von äquatorialen Montierungen, aber auch zur optischen Prüfung von Teleskopen mittels Sterntest. Zudem ist Polaris ein visueller Doppelstern, dessen Hauptkomponente selbst ein sehr enger physikalischer Doppelstern ist. Mit 18,4 Bogensekunden Abstand lässt sich das weite Paar in jedem Teleskop trennen. Der Helligkeitsunterschied von gut 7 Größenklassen ist vergleichsweise groß. Der Begleiter wirkt recht schwach und deutlich abgesetzt neben der hellen Hauptkomponente.

Für das nächste Objekt bleiben wir einfach bei Polaris. Von ihm ausgehend Richtung Südwest formen knapp ein Dutzend Sterne einen leicht ovalen Ring mit einem scheinbaren Durchmesser von etwa einem Grad. Diese Sterngruppe wird als „Diamond Ring” („Diamantring”), Harrington 1 oder auch „Engagement Ring” („Verlobungsring”) bezeichnet, wobei Polaris der strahlende Diamant ist. Visuell ist der Ring durchaus auffallend. Lediglich ein paar Sterne abseits des idealen Rings stören ein wenig den Gesamteindruck. Aufgrund der scheinbaren Größe sollte die Vergrößerung niedrig gewählt werden. Ein Fernglas reicht, wenn der Himmel nicht allzu stark aufgehellt ist.

Wenige Grad von Polaris entfernt befindet sich der offene Sternhaufen NGC 188 (Polarissima Cluster, 8m.1). Er liegt weit entfernt von der Milchstraßenebene und gehört mit 6,3 Milliarden Jahren zu den ältesten offenen Sternhaufen. Die Mitglieder sind allesamt recht schwach, sodass der Sternhaufen für visuelle Beobachtungen einen eher dunklen Himmel verlangt. Unter solchen Bedingungen ist er auch für das Fernglas zugänglich und zeigt sich als matte Aufhellung. In Teleskopen ab 6 Zoll Öffnung sind auch etliche Einzelsterne sichtbar.


Skyguide 2023-1 - Leiter 3
Leiter 3 (um 180° gedreht, Norden ist unten, Westen links) – Quelle: DSS

Bewegen wir uns weiter Richtung Osten um Polaris, finden wir das Sternmuster Leiter 3 (04h28m50s / +83°56'38"). Aufgrund seiner Form wird es auch „The Gallows” („Der Galgen”) genannt. Einige Sterne bis etwa 12m.0 bilden einen Galgen, selbst an einen Stützbalken am oberen Ende wurde gedacht. Lediglich der Balken gen Boden könnte etwas gerader sein. Ein wenig Galgenhumor kann auch in der Astronomie für Abwechslung sorgen. Mit einem 6-Zoll-Refraktor lässt sich das Sternmuster gut unter städtischen Bedingungen (Bortle 6) beobachten und der Galgen nimmt seine Form an. Etwa ein Dutzend Sterne sind sichtbar.


Skyguide 2023-1 - Arp 114 (Sketch)
Arp 114 – Zeichnung von Robert Zebahl, 152/1200mm ED-Refraktor (92x), 30.10.2022
Skyguide 2023-1 - Arp 114
Arp 114 – Quelle: DSS

Wir ziehen unseren Kreis weiter um Polaris und machen Halt bei den Galaxien NGC 2276 (11m.4) und NGC 2300 (11m.0). Interessant ist, dass NGC 2276 im Arp-Katalog unter Arp 25 (Galaxie mit einem ausgeprägten Spiralarm) und zusammen mit NGC 2300 unter Arp 114 (Wechselwirkung einer elliptischen Galaxie mit einer Spiralgalaxie) geführt wird. Es wird angenommen, dass beide Galaxien gravitativ gebunden sind. Trotz ähnlicher Helligkeiten ist NGC 2276 deutlich schwieriger, da sie kaum kondensiert ist. Dunkler Himmel dürfte hier entscheidender sein als die Öffnung des Teleskops. Unter einem Bortle-4-Himmel ist sie aber für 6 Zoll Teleskopöffnung gut zugänglich. Für Details innerhalb der Galaxie wird deutlich mehr Teleskopöffnung benötigt. Einfacher gestaltet sich die Beobachtung von NGC 2300. Bereits unter Bortle-6-Himmel ist sie recht gut mit einem 6-Zoll-Refraktor und hoher Vergrößerung als rundlicher, gut kondensierter Nebel erkennbar, wenn auch wenig spektakulär.


Skyguide 2023-1 - IC 3568 (Sketch)
IC 3568 – Zeichnung von Robert Zebahl, 152/1200mm ED-Refraktor (171x), 30.10.2022

Als letztes Objekt stellen wir kurz den planetarischen Nebel IC 3568 (UGC 7731, PGC 41662) vor, den man auch unter dem Namen „Lemon Slice Nebula” („Zitronenscheiben-Nebel”) findet. Der Name des Nebels findet seinen Ursprung in Falschfarben-Fotografien, in welchen er gelb dargestellt wird. Der Nebel wurde zudem (irrtümlicherweise?) in den UGC (Uppsala General Catalogue ) sowie PGC (Principal Galaxies Catalogue) aufgenommen. Beide Kataloge enthalten im Allgemeinen ausschließlich Galaxien. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 11m.1 und seiner geringen Größe lässt er sich schon leicht mit einem kleinen Refraktor von nur 70mm Öffnung unter einem Bortle-6-Himmel beobachten, erscheint aber bei 50-facher Vergrößerung noch immer sehr kompakt. Unter ähnlichen Bedingungen mit einem 6-Zoll-Refraktor wirkt der Nebel bei geringer Vergrößerung wie ein leicht unscharfer Stern. Bei hoher Vergrößerung von 171-fach ist der Nebel als deutliches Scheibchen sichtbar. Es zeigt sich ein heller, homogener, runder Innenbereich mit leicht diffusem Rand, welcher von einem deutlich schwächeren, sehr diffusen Halo umgeben ist. Unter dunklem Landhimmel reicht für eine Sichtung bereits ein Fernglas.

Neben den hier vorstellten Objekten lohnt es, den ein oder anderen Doppelstern zu beobachten, welcher auf dem Weg dieser Tour liegt. So sind HJ 1986, STF 343 sowie STF 1694 eine kleine Auswahl an lohnenden Doppelsternen, die auch gut mit dem Fernglas beobachtet werden können und im Teleskop einen dezenten, aber schönen Farbkontrast zeigen. Auf der Fachgruppenseite findet ihr unter dem „Doppelstern-Projekt” Informationen und Beobachtungen zu diesen und vielen weiteren Doppelsternen.

In diesem Sinne frohes Kreisen um Polaris und viel Spaß beim Beobachten.