Skyguide - Ausgewählte Objekte für jede Jahreszeit
Der Skyguide soll in erster Linie Anregungen für eigene Beobachtungen geben und wird dabei jährlich für jede Jahreszeit ausgewählte Objekte kurz beschreiben. Es werden dabei sowohl leichte als auch schwierige Objekte ausgewählt. Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, vor allem der Himmelsqualität, Teleskopöffnung und Erfahrung.
Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform angegeben. Ergänzt werde diese durch Fotos oder Zeichnungen. Desweiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Software Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden. Im Allgemeinen empfehle ich aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. Die visuelle Beschreibung des Objekts basiert weitestgehend auf eigenen Beobachtungen und soll lediglich als Anhaltspunkt dienen.
Skyguide 2021-2 (Sommer)
Ein kleines, unscheinbares Sternbild ist der Schild (Scutum), welcher südwestlich an den Adler (Aquila) angrenzt. Sein hellster Stern, alpha Scuti, erreicht eine scheinbare Helligkeit von 3m.85. Das Sternbild wurde im Jahre 1690 von Johannes Hevelius zu Ehren des polnischen Königs Jan III Sobieski eingeführt, welcher Wien von den Türken befreite. Der Schild hat symbolischen Charakter. Zu dieser Zeit hieß das Sternbild Scutum Sobiescianum, wurde jedoch später durch John Flamsteed in Scutum geändert.
Die hier vorgestellten Objekte sind alle bereits mit dem Fernglas erreichbar, oft auch unter städtischen Bedingungen. Am auffälligsten ist die Schildwolke bzw. Scutum-Wolke als besonders heller Teil der Milchstraße mit einem Durchmesser von etwa 5°. Selbst unter aufgehelltem Himmel, wenn die Milchstraße im Zenit nur matt erscheint, ist die Schildwolke gut mit bloßem Auge erkennbar. Nördlich der Schildwolke befinden sich einige Dunkelnebel, welche allerdings einen dunklen Himmel voraussetzen. Im nördlichen Teil der Schildwolke liegt der sehr kompakte und sternreiche, offene Sternhaufen Messier 11, welcher auch Wildentenhaufen (engl.: Wild Duck Cluster) genannt wird. Schon mit kleinem Fernglas unter Vorstadtbedingungen ist der Sternhaufen sehr auffällig, allerdings nicht auflösbar. An dessen südöstlichen Rand befindet sich ein markanter Stern. Oft wird die Form des Sternhaufens als kometenförmig beschrieben. Im Teleskop ist er dann auflösbar und es zeigen sich mit zunehmender Öffnung immer mehr Einzelsterne - ein lohnendes Objekt für jedes Instrument. Leicht östlich von Messier 11 im Sternbild Adler finden wir noch den Kohlenstoffstern V Aquilae, dessen Helligkeit nur geringfügig um die 7m.0 schwankt. Den schönsten Anblick dürfte das Fernglas bieten, welches den orangefarbenen Stern wunderschön in seiner Umgebung eingebettet präsentiert. Durch seine Nähe zu lambda Aquilae ist er sehr leicht zu finden.
Weiter nordwestlich an der Grenze zwischen dem Schlangenträger (Ophiuchus) und dem Kopf der Schlange (Serpens Caput) finden sich zwei weitere offene Sternhaufen. IC 4756 ist ein eher schwächerer Sternhaufen mit einer vergleichsweise großen Winkelausdehnung von etwa 40'. Ein Fernglas oder schwachvergrößerndes Teleskop sind ausreichend. Die Sternverteilung ist eher unregelmäßig, mit etlichen Sternketten. Im Abstand von nur 3° kommen wir zu NGC 6633, welcher einen ähnlichen Charakter wie IC 4756 hat. Er wirkt allerdings eher länglich. Unter dunklem Himmel sind mit einem 10x50 Fernglas bereits mehr als ein Dutzend Sterne erkennbar. Ein Fernglas mit schwacher Vergrößerung dürfte beide Sternhaufen zusammen in einem Gesichtsfeld zeigen.
Bewegen wir uns noch einmal knapp 4° nach Westen, kommen wir zu dem planetarischen Nebel NGC 6572. Es handelt sich um einen sehr jungen und daher kompakten Nebel. Während der Zentralstern mit 13m.6 recht schwach ist, strahlt der Nebel selbst mit einer scheinbaren Gesamthelligkeit von 8m.1. Die hohe Flächenhelligkeit lässt den Nebel im Teleskop grünlich erscheinen, wodurch er auch Emerald Nebula (smaragdgrüner Nebel) genannt wird. Im Fernglas oder bei schwacher Vergrößerung im Teleskop erscheint der Nebel sternförmig. Hohe Vergrößerungen sind förderlich für die Erkennbarkeit der Form oder von Details. Auf Detailaufnahmen ist klar die längliche Gestalt zu sehen. Ruhige Luft ist hier entscheidender als dunkler Himmel.